Am vergangenen Mittwochabend retteten Mitarbeiter der Hilfsorganisation MOAS 113 Menschen bei einem tragischen Einsatz vor der libyschen Küste, die mit einem Schlauchboot in Seenot geraten waren. Mindestens 17 Menschen gelten als vermisst, darunter auch ein dreijähriges Kind. Aufgrund des hohen Seegangs musste die Crew die Suchaktion abbrechen.
Valletta, 17. Oktober 2016. Am Abend des vergangenen Mittwochs, 12. Oktober 2016, rettete die Nichtregierungsorganisation Migrant Offshore Aid Station (MOAS) gemeinsam mit dem Italienischen Roten Kreuz (RCI) 113 Menschen, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten waren. Mehrere Flüchtlinge gaben an, Freunde und Verwandte zu vermissen, die zuvor auf dem überfüllten Schlauchboot gewesen waren. Trotz intensiver Suche bei schlechten Wetterbedingungen konnten die Rettungskräfte die 17 Vermissten nicht finden.
Dreijähriges Kind vermutlich ertrunken
Unter den Vermissten ist auch ein dreijähriger Junge aus Nigeria. Seine Mutter berichtet: „Ich war mit meinem Sohn auf dem Schlauchboot, er weinte und klammerte sich an mir fest. Wir hatten starken Seegang und immer mehr Wasser schwappte ins Boot. Irgendwann fingen die Menschen an, Panik zu bekommen. Ich wurde ins Wasser gestoßen und als ich versuchte, eine Rettungsweste zu ergattern, verlor ich meinen Sohn im Chaos. In ein paar Tagen wäre er drei Jahre alt geworden.“
Ein junger Mann vermisst fünf Freunde und ein Augenzeuge berichtet, dass ein etwa 16-jähriges Mädchen vor seinen Augen im Meer ertrunken sei. Die Such- und Rettungskräfte versuchten, alle Menschen zu finden und zu bergen, doch wegen des hohen Seegangs mussten sie schließlich die Suche einstellen.
Schwierige Rettungsaktion bei hohem Seegang
Die Crew auf der M.Y. Phoenix erhielt gegen 19 Uhr einen Anruf vom Maritimen Rettungskoordinationszentrum (MRCC) in Rom, dass vor der libyschen Küste ein Schlauchboot in Not sei. Wegen schlechter Wetterbedingungen erreichte die Rettungsmannschaft die Schiffbrüchigen jedoch erst gegen 21:20 Uhr. In Zusammenarbeit mit anderen Such- und Rettungsorganisationen, darunter Jugend Rettet und Proactiva Open Arms, konnten MOAS und das RCI 113 Menschen sicher an Bord der M.Y. Phoenix bringen. Viele der Überlebenden hatten zuvor mehrere Stunden im Wasser getrieben. Mehrere Menschen haben schwere Verbrennungen erlitten, weil Öl aus dem Tank des Schlauchboots ausgelaufen war.
Kein Mensch verdient es, auf See zu sterben
„Unsere Crew musste erneut Menschen auf der weltweit gefährlichsten Fluchtroute sterben sehen. Unter den 17 Menschen, die wahrscheinlich am Donnerstag umgekommen sind, war ein dreijähriges Kind. Seine Mutter steht unter Schock. Das zeigt uns eindrücklich, welch hohen Preis die Menschen auf ihrer Flucht zahlen“, sagt MOAS-Direktor Pete Sweetnam.
Nach Angaben von des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind von Januar bis September 3.529 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer gestorben oder gelten als vermisst – das sind beinahe so viele wie im gesamten letzten Jahr (3.771 Menschen in 2015).
„Mehrere Such- und Rettungsinitiativen sind auf dem Mittelmeer im Einsatz, doch das beendet leider nicht das Sterben auf See. Nicht die Flüchtlingsbewegung bringt Menschenopfer hervor, sondern die Gleichgültigkeit der Regierungen und die internationale Gemeinschaft“, sagt Francesco Rocca, der nationale Präsident des Italienischen Roten Kreuzes.
Hintergrund zu MOAS
MOAS ist eine privat finanzierte Nichtregierungsorganisation, die Migranten in Seenot hilft. Seit der Gründung 2014 hat die Initiative mehr als 27.000 Menschen im Zentralen Mittelmeer und in der Ägäis gerettet. Im Frühjahr 2016 war ein Team zudem in Südostasien im Einsatz. Derzeit patrouilliert die Seenotrettungsorganisation mit zwei Schiffen – der M.Y. Phoenix und dem 51 Meter langen Responder – sowie mit zwei Drohnen im Mittelmehr. MOAS kooperiert mit erfahrenen Teams aus Seeleuten sowie Such- und Rettungskräften, die mit Notfallhelfern zusammenarbeiten.
Als gemeinnützige Organisation finanziert sich MOAS komplett aus Spenden und ist für die kommenden Einsätze auf weitere Unterstützung angewiesen. In 2015 konnten 91 Prozent der finanziellen Hilfe für den laufenden Betrieb der Rettungsaktionen aufgewendet werden.
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Für weitere Informationen oder Interviewwünsche kontaktieren Sie bitte das MOAS- Pressebüro in Deutschland:
Marleen Kort
MOAS – Migrant Offshore Aid Station
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