Das MOAS-Team aus Malta besucht die Mission in der Ukraine

m Juni schloss sich das MOAS-Team aus Malta der Mission in der Ukraine an und hatte die Gelegenheit, die Mitglieder unseres örtlichen Teams von Ärzten, Sanitätern und Fahrern zu treffen, die die medizinische Evakuierung verletzter Soldaten von der Frontlinie durchführen. Wir hatten das Privileg, zu erfahren, wie die Evakuationen und Behandlungen durchgeführt werden, und zu sehen, wie unser engagiertes Team den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht. In diesem Blog teilen wir unsere Eindrücke und Reflexionen über diese lebensverändernde Erfahrung. 

Christina Lejman, Director of Operations

„Als wir in die Ukraine reisten, um unser Team an der Front dieser globalen Krise zu besuchen, erwartete ich Professionalität und Entschlossenheit im Angesicht extremer persönlicher Opfer. Was ich nicht erwartet hatte, war die unglaubliche Freundlichkeit, Bescheidenheit und Großzügigkeit der Menschen, die ich antraf. Es schien ein tiefes Verständnis dafür zu geben, dass wir, obwohl wir uns noch nie begegnet waren und die Arbeit des Malta-Teams sehr verwaltungsintensiv ist, eine einzige Einheit sind, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet. Ich erlebte unsere Mediziner, Fahrer und Logistiker als unglaublich großzügig mit ihrer Zeit und ihrer Anerkennung für die Leistungen von MOAS in den letzten zwei Jahren. Als Humanitäterin bin ich es gewohnt, mit den Bedürftigen zu arbeiten und Geschichten von Entbehrungen und Kämpfen zu hören, aber die Berichte derjenigen, die Angehörige verloren haben oder durch Vertreibung und Besatzung von ihnen getrennt wurden, waren mit die herzzerreißendsten, die ich bisher gehört habe. Mir war sofort klar, dass unsere ukrainischen Mitarbeiter 150% für die Arbeit geben und sehr stolz auf die Dinge sind, die sie tagtäglich leisten, ohne dafür Anerkennung oder Lob zu erwarten. Es war eine Ehre und ein Privileg, Zeit mit ihnen zu verbringen und den Namen und Stimmen, mit denen wir bisher zu tun hatten, ein Gesicht zuzuordnen.

Die Teams haben mir gegenüber ihren größten Wunsch geäußert, nämlich dass sie durch ein Ende dieser endlosen Gewalt diese Rbeit nicht mehr nötig sein wird, damit sich ihr Land von diesem nationalen Trauma erholen kann und ihre Familien nach Jahren der Trennung wieder zusammengeführt werden können. Ich schließe mich ihrer Hoffnung an, aber in der Zwischenzeit hat uns diese Reise mehr denn je dazu bewegt, unser tapferes Team vor Ort auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen, solange diese Arbeit notwendig ist.“

Francesca Pierpaoli, PR & Communication Manager

„Es ist sieben Uhr morgens, als Vitalyi, der Leiter für Sicherheit und Logistik einer der MOAS-Stationen in der Ostukraine, an meine Tür klopft. Es ist Zeit für mich, zu einer medizinischen Evakuierung aufzubrechen. Seit dem Vortag befinde ich mich zusammen mit meinen Kollegen in einem der Stützpunkte, in denen die Rettungs- und Transporteinsätze für verwundete Soldaten beginnen. Die Kriegsfront ist nur wenige Kilometer entfernt, und in der Ferne ist das Geräusch der Waffen zu hören. Das Hauptquartier ist in einem ehemaligen Waisenhaus untergebracht, das über mehrere Sozialräume, eine Küche, Sanitäranlagen und natürlich einen Luftschutzkeller verfügt.

Vitalyi bringt mich zum Eingang. Ich ziehe meine kugelsichere Weste an und steige in den Krankenwagen. Vassilyi, ein Anästhesist, und Sergej, ein Sanitäter, sind bei mir, während Taras fährt. Vassilyi ist der Einzige, der Englisch spricht, und er erklärt mir, dass er seit etwa sechs Monaten für MOAS arbeitet und seine ganze Kraft darauf verwendet, die Leben der ihm anvertrauten Patienten zu retten. Wir fahren zum Militärkrankenhaus, um einen schwer verletzten Soldaten abzuholen, der dringend in einem spezialisierten medizinischen Zentrum behandelt werden muss. Nach unserer Ankunft wird der Patient schnell in den Krankenwagen verlegt: ein kurzes Update über seinen Zustand und die medizinischen Unterlagen, und schon geht es weiter. Das nächste Krankenhaus ist mindestens drei Stunden entfernt, und der Krankenwagen rast über leere Straßen, durch halb verlassene Dörfer, zwischen verlassenen Häusern und vergitterten Fenstern hindurch. Der Patient, sediert und intubiert, liegt direkt neben mir. Er ist ein großer Mann. Vassilyi erklärt mir, dass er 37 Jahre alt ist und ein schweres Artillerietrauma am Kopf erlitten hat. Während der Fahrt wird kaum gesprochen. Der Arzt und die Sanitäter sind konzentriert und überwachen ständig den Zustand des Mannes und seine Vitalwerte. Der Krankenwagen verfügt über eine hochmoderne Ausrüstung, die einen reibungslosen medizinischen Ablauf ermöglicht. Während jede Infusion, jeder Blutdruckwert sorgfältig aufgezeichnet wird, fühle ich mich hilflos und bete für das Leben dieses Mannes, der im Kampf für sein Land verletzt wurde.

Im Krankenhaus angekommen, geht alles wieder ganz schnell: Der Patient wird eingeliefert, die Krankenakte wird an die medizinischen Kollegen übergeben. Die Evakuierung ist erfolgreich abgeschlossen, wie alle bisher von MOAS durchgeführten, und das Personal ist bereit, zur Einsatzbasis zurückzukehren. Für mich ist es jedoch an der Zeit, mich wieder mit meinen Kollegen zu treffen und nach Kiew zurückzukehren, wobei ich diesen besonderen Tag für immer in meinem Herzen tragen werde.“

Albert Delia – Fundraising and Development Officer

„Im Normalfall begegnet man dem Krieg über das entfernte Medium des Bildschirms, entweder über das Telefon oder den Computer. Oder in schriftlicher Form, in einem Geschichtsbuch oder in einem Artikel, der über die Schäden und den Verlust von Menschenleben in fernen Ländern berichtet. Die Ukraine während der Invasion zu besuchen, riss diesen Schleier der unpersönlichen Distanz weg. Wenn man von Angesicht zu Angesicht mit den Menschen zusammentrifft, deren Leben sich durch das ungezügelte Streben nach Macht und Herrschaft radikal verändert hat, ändert sich diese Perspektive. Während unseres Besuchs vor Ort hatte ich die Gelegenheit, meine ukrainischen Kollegen kennenzulernen, die unermüdlich an vorderster Front arbeiten, um den durch den Konflikt Verletzten die notwendige medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Ich war überwältigt von der Freundlichkeit und Professionalität dieser Menschen, die uns trotz der Luftangriffe und der ständigen militärischen Kontrollpunkte das Gefühl gaben, sicher und willkommen zu sein.  Wir hörten unzählige Geschichten aus dem Leben vor dem Krieg, von Immobilienmaklern und Vollzeitmusikern, die zu Krankenwagenfahrern und Logistikmanagern wurden, von Kindern, die in die Sicherheit der Nachbarländer geschickt wurden, und von Familien, die aufgrund der Umstände und aus Pflichtgefühl getrennt wurden. Obwohl ich mir sicher bin, dass niemand diese erzwungenen Übergänge gewollt hat, und nachdem ich diesen Helden des Alltags die Hand geschüttelt und Zeit mit ihnen verbracht habe, kann ich nur hoffen, dass sie bald wieder in die Normalität ihres Lebens vor dem Krieg zurückkehren werden.”

Dejan Jovcheski, Finance and Admin Officer

„Kürzlich hatte ich die Ehre, unserem Rettungsdienstteam an der Front in der Ukraine beizusteigen, und das war eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Aus erster Hand zu sehen, welche unglaublichen Anstrengungen unternommen werden, um inmitten der Kriegswirren Leben zu retten, erfüllte mich mit Ehrfurcht und war gleichzeitig inspirierend. Ein Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war der erfolgreiche Transport und die Versorgung eines verwundeten Soldaten. Das Engagement und die unermüdliche Arbeit unseres Teams haben den entscheidenden Unterschied gemacht. An dieser Mission teilzunehmen, war unglaublich emotional und aufregend, und ich werde es immer in Erinnerung behalten. Während meiner Zeit mit dem Team war ich tief beeindruckt von ihrer Professionalität und ihrem Fachwissen. In jeder Minute behandelten sie jeden Patienten mit äußerster Sorgfalt und Präzision. Diese Erfahrung hat meine Bewunderung für die mutigen Menschen, die an der Front arbeiten, noch vertieft. Ihr unermüdlicher Einsatz zur Rettung von Leben ist wirklich beeindruckend. Es hat mich darin bestärkt, wie wichtig es ist, dass wir uns gemeinsam für sie einsetzen. Ihre Stärke und ihr Geist sind ein Zeugnis für das Beste, was die Menschheit zu bieten hat.”

Alina Stoliarova, Financial Assistant

 „Ich möchte meine Gedanken über die Arbeit von MOAS mitteilen, die sich derzeit für die Rettung von Leben ukrainischer Soldaten und die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung einsetzt. In erster Linie bin ich dankbar für den herzlichen Empfang und die hervorragende Organisation unserer Reise. Was die Evakuierungsmaßnahmen betrifft, so muss ich die Professionalität des Teams aus Ärzten und Fahrern loben. Sie alle arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin: Leben zu retten. Wenn ein Notruf eingeht, wird das Team innerhalb von Minuten mobilisiert und begibt sich zum Krankenhaus an der Front. Dort bringen sie die verletzten Soldaten schnell in das nächstgelegene Krankenhaus zur Spezialbehandlung. Diese Reise kann manchmal 2-3 Stunden dauern. Während dieser kritischen Zeit sorgen die Ärzte dafür, dass die Verwundeten stabil bleiben, was ihre Überlebenschancen deutlich erhöht. Die Krankenwagen entsprechen modernen Standards und sind mit allen notwendigen Medikamenten ausgestattet. Außerdem wird das medizinische Personal ständig geschult, auch in taktischer Medizin. Ich bin zutiefst beeindruckt und dankbar für ihre unermüdliche Arbeit, die sie tagein, tagaus und mit nur wenigen Pausen leisten. Ihr Einsatz ist wirklich lobenswert, und sie verdienen die höhste Anerkennung für ihre unglaublichen Bemühungen.“

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