Das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) definiert die so genannten „langanhaltenden Flüchtlingssituationen“ (Protected Refugee Situations, PRS) als „lang andauernden und unauflösbaren Status der Unsicherheit“, in dem Flüchtlinge bereits „fünf oder mehr Jahre“ im Exil verbracht haben, „nach ihrer anfänglichen Vertreibung, ohne baldige Aussicht auf eine längerfristige Lösung“.
Bekannte verlängerte Flüchtlingssituationen sind beispielsweise der Somalienkonflikt, der in den letzten 30 Jahren zur Vertreibung von rund einem Viertel der Bevölkerung geführt hat, die eine Million aus Myanmar vertriebenen Rohingya-Flüchtlinge und die mit 60 Jahren am längsten andauernde Vertreibung auf der Welt – die palästinensische Flüchtlingskrise.
Für die Gemeinschaften macht diese lange Zeitspanne außerhalb ihrer Herkunftsländer eine Wiederansiedlung im Heimatland allerdings oft unwahrscheinlich und in vielerlei Hinsicht schwieriger als nach kurzfristigen Notfällen. Tatsächlich befinden sich dem UNHCR zufolge rund zwei Drittel der weltweit registrierten 25,9 Millionen Flüchtlinge in einem langanhaltenden Flüchtlingsstatus.
Die meisten der langanhaltenden Flüchtlingssituationen dauern dabei im Durchschnitt bereits 20 Jahre oder mehr an. Langanhaltende Situationen nehmen weiter zu und Lösungen für diese Krisen werden immer dringender benötigt.
Wenn Flüchtlingskrisen länger andauern und von humanitären Notfällen zu langanhaltenden Situationen werden, kommen häufig neue Hindernisse hinzu, die dazu beitragen, dass die grundlegenden Menschenrechte dieser Gemeinschaften geschwächt werden. Die meisten Flüchtlinge – rund 80 Prozent – wurden in Ländern des globalen Südens aufgenommen, wo die Staaten meist schon genug mit eigenen Problemen zu tun haben, beispielsweise Armut und Arbeitslosigkeit. Dies macht die Situation der Langzeitvertriebenen umso problematischer.
Das langfristige Leben unter den typischerweise schlechten Bedingungen in einem Flüchtlingslager bringt für die Flüchtlinge eine Anzahl an Probleme mit sich, beispielsweise mangelnden Zugang zu Gesundheitsversorgung, Arbeitsmarkt und (Aus-)Bildung. In Bangladesch wächst angesichts des fehlenden Zugangs zum heimischen Schulsystem eine Generation von jungen Rohingyas heran, die keinerlei grundlegende schulische oder berufliche Bildung besitzen. Gleichzeitig führt der fehlende Zugang zum freien Arbeitsmarkt bei den erwachsenen Flüchtlingen mit der Zeit dazu, dass deren Fähigkeiten verschwendet und wertvolle Unterhaltsmöglichkeiten nicht genutzt werden. Beides muss mithilfe der internationalen Gemeinschaft angegangen und nicht der alleinigen Verantwortung des Aufnahmelandes überlassen werden.
Das lange Fehlen von Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten hat dazu geführt, dass viele Gemeinschaften von Vertriebenen umso abhängiger von externer Hilfe werden und am Aufbau von Eigenständigkeit gehindert werden. Das ist besonders für Flüchtlinge problematisch, die jahrzehntelang in der Vertreibung leben, während die internationale Aufmerksamkeit dann oft nachlässt und die Gemeinschaften immer weniger Unterstützung erhalten. Die Situation wird dadurch nur noch schwieriger.
Die Verwundbarkeit von Flüchtlingen nimmt zudem typischerweise in langanhaltenden Flüchtlingssituationen zu, da langfristig kein Schutz durch Recht und Gesetz vorhanden ist. Dies kommt oft durch eine Zunahme von körperlicher oder sexueller Gewalt, Ausbeutung oder Menschenhandel zum Ausdruck, was aufgrund fehlender Dokumente oder Staatsbürgerschaft zu oft unsichtbar bleibt oder nicht angezeigt wird.
Zudem unterbindet die langjährige fehlende Freizügigkeit, die Flüchtlinge an die Flüchtlingslager bindet, jegliche berufliche, schulische, persönliche oder kreative Entwicklung. Obgleich die daraus resultierende Langeweile teils zu kreativen Innovationen führt, die dabei helfen, das Leben in der Vertreibung zu überleben, ist der Alltag für die meisten nichts anderes als eine tragische und frustrierende Verschwendung, die sie weiter von der Aufnahmegesellschaft entfernt und die Integration in die lokale Gemeinschaft immer unwahrscheinlicher macht.
Laut UNHCR würden größere Anstrengungen zur Integration tatsächlich sowohl dem Aufnahmeland als auch der Vertriebenengemeinschaft zugutekommen. Denn der statische Charakter von langanhaltenden Flüchtlingssituationen führt erfahrungsgemäß zu mehr Problemen (siehe oben), darunter Verschwendung von Ressourcen und zunehmende Kriminalität.
Daher scheint mehr Solidarität und politischer Wille der internationalen Gemeinschaft nötig, um dafür zu sorgen, dass größere Anstrengungen zur Lösung sowohl der Situation im Heimatland als auch im Aufnahmeland unternommen werden und dass in der Zwischenzeit eine bessere Integration gelingt.
Zu guter Letzt bringen anhaltende Flüchtlingssituationen das zusätzliche Problem der zweiten und dritten Flüchtlingsgeneration mit sich. 2018 würden durchschnittlich 60 Rohingya-Kinder am Tag in den Flüchtlingslagern in Bangladesch geboren – Kinder ohne legale Staatsbürgerschaft. Geboren in der Vertreibung, ohne viele Möglichkeiten, scheint es, als ob ihre Entwicklung und Zukunft schon von Anfang an aufgrund der Vertreibung und Staatenlosigkeit ihrer Eltern begrenzt ist.
Was kann gegen die Probleme von langanhaltenden Flüchtlingssituationen getan werden?
Die vielleicht schlimmsten Faktoren bei langanhaltenden Flüchtlingssituationen sind, dass sie von humanitären Notfällen flankiert werden, viele entwicklungsspezifische Programmkriterien nicht erfüllen und keine Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft erfahren. Es ist daher besonders wichtig, dass die Medien weiter über diese Situationen berichten, das Leben derjenigen schildern, die über Jahrzehnte hinweg als Flüchtlinge leben, und nachhaltige, langfristige Lösungen fördern. Proaktives Handeln, internationale Aufmerksamkeit sowie Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten für diese Gemeinschaften während dieses Prozesses sind ebenfalls ausschlaggebend.
In diesem Monat, in dem wir uns näher mit anhaltender Vertreibung in der Welt beschäftigen, wollen wir weiter #Solidarität mit denen beweisen, die gezwungen sind, seit Jahren oder Jahrzehnten in der Vertreibung zu leben. Wir fordern Handlungserklärungen zu diesen Krisen sowie größere Sichtbarkeit für diejenigen, die weiterhin weltweit von dieser Problematik betroffen sind.
Wenn Sie sich für die Arbeit von MOAS und unseren Partnern interessieren, folgen Sie uns in den sozialen Medien, melden Sie sich für unseren Newsletter an und teilen Sie unsere Inhalte. Sie können uns unter [email protected] erreichen. Wenn Sie unsere Projekte unterstützen wollen, freuen wir uns unter www.moas.eu/donate über jeglichen Beitrag.
Das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) definiert die so genannten „langanhaltenden Flüchtlingssituationen“ (Protected Refugee Situations, PRS) als „lang andauernden und unauflösbaren Status der Unsicherheit“, in dem Flüchtlinge bereits „fünf oder mehr Jahre“ im Exil verbracht haben, „nach ihrer anfänglichen Vertreibung, ohne baldige Aussicht auf eine längerfristige Lösung“.
Bekannte verlängerte Flüchtlingssituationen sind beispielsweise der Somalienkonflikt, der in den letzten 30 Jahren zur Vertreibung von rund einem Viertel der Bevölkerung geführt hat, die eine Million aus Myanmar vertriebenen Rohingya-Flüchtlinge und die mit 60 Jahren am längsten andauernde Vertreibung auf der Welt – die palästinensische Flüchtlingskrise.
Für die Gemeinschaften macht diese lange Zeitspanne außerhalb ihrer Herkunftsländer eine Wiederansiedlung im Heimatland allerdings oft unwahrscheinlich und in vielerlei Hinsicht schwieriger als nach kurzfristigen Notfällen. Tatsächlich befinden sich dem UNHCR zufolge rund zwei Drittel der weltweit registrierten 25,9 Millionen Flüchtlinge in einem langanhaltenden Flüchtlingsstatus.
Die meisten der langanhaltenden Flüchtlingssituationen dauern dabei im Durchschnitt bereits 20 Jahre oder mehr an. Langanhaltende Situationen nehmen weiter zu und Lösungen für diese Krisen werden immer dringender benötigt.
Wenn Flüchtlingskrisen länger andauern und von humanitären Notfällen zu langanhaltenden Situationen werden, kommen häufig neue Hindernisse hinzu, die dazu beitragen, dass die grundlegenden Menschenrechte dieser Gemeinschaften geschwächt werden. Die meisten Flüchtlinge – rund 80 Prozent – wurden in Ländern des globalen Südens aufgenommen, wo die Staaten meist schon genug mit eigenen Problemen zu tun haben, beispielsweise Armut und Arbeitslosigkeit. Dies macht die Situation der Langzeitvertriebenen umso problematischer.
Das langfristige Leben unter den typischerweise schlechten Bedingungen in einem Flüchtlingslager bringt für die Flüchtlinge eine Anzahl an Probleme mit sich, beispielsweise mangelnden Zugang zu Gesundheitsversorgung, Arbeitsmarkt und (Aus-)Bildung. In Bangladesch wächst angesichts des fehlenden Zugangs zum heimischen Schulsystem eine Generation von jungen Rohingyas heran, die keinerlei grundlegende schulische oder berufliche Bildung besitzen. Gleichzeitig führt der fehlende Zugang zum freien Arbeitsmarkt bei den erwachsenen Flüchtlingen mit der Zeit dazu, dass deren Fähigkeiten verschwendet und wertvolle Unterhaltsmöglichkeiten nicht genutzt werden. Beides muss mithilfe der internationalen Gemeinschaft angegangen und nicht der alleinigen Verantwortung des Aufnahmelandes überlassen werden.
Das lange Fehlen von Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten hat dazu geführt, dass viele Gemeinschaften von Vertriebenen umso abhängiger von externer Hilfe werden und am Aufbau von Eigenständigkeit gehindert werden. Das ist besonders für Flüchtlinge problematisch, die jahrzehntelang in der Vertreibung leben, während die internationale Aufmerksamkeit dann oft nachlässt und die Gemeinschaften immer weniger Unterstützung erhalten. Die Situation wird dadurch nur noch schwieriger.
Die Verwundbarkeit von Flüchtlingen nimmt zudem typischerweise in langanhaltenden Flüchtlingssituationen zu, da langfristig kein Schutz durch Recht und Gesetz vorhanden ist. Dies kommt oft durch eine Zunahme von körperlicher oder sexueller Gewalt, Ausbeutung oder Menschenhandel zum Ausdruck, was aufgrund fehlender Dokumente oder Staatsbürgerschaft zu oft unsichtbar bleibt oder nicht angezeigt wird.
Zudem unterbindet die langjährige fehlende Freizügigkeit, die Flüchtlinge an die Flüchtlingslager bindet, jegliche berufliche, schulische, persönliche oder kreative Entwicklung. Obgleich die daraus resultierende Langeweile teils zu kreativen Innovationen führt, die dabei helfen, das Leben in der Vertreibung zu überleben, ist der Alltag für die meisten nichts anderes als eine tragische und frustrierende Verschwendung, die sie weiter von der Aufnahmegesellschaft entfernt und die Integration in die lokale Gemeinschaft immer unwahrscheinlicher macht.
Laut UNHCR würden größere Anstrengungen zur Integration tatsächlich sowohl dem Aufnahmeland als auch der Vertriebenengemeinschaft zugutekommen. Denn der statische Charakter von langanhaltenden Flüchtlingssituationen führt erfahrungsgemäß zu mehr Problemen (siehe oben), darunter Verschwendung von Ressourcen und zunehmende Kriminalität.
Daher scheint mehr Solidarität und politischer Wille der internationalen Gemeinschaft nötig, um dafür zu sorgen, dass größere Anstrengungen zur Lösung sowohl der Situation im Heimatland als auch im Aufnahmeland unternommen werden und dass in der Zwischenzeit eine bessere Integration gelingt.
Zu guter Letzt bringen anhaltende Flüchtlingssituationen das zusätzliche Problem der zweiten und dritten Flüchtlingsgeneration mit sich. 2018 würden durchschnittlich 60 Rohingya-Kinder am Tag in den Flüchtlingslagern in Bangladesch geboren – Kinder ohne legale Staatsbürgerschaft. Geboren in der Vertreibung, ohne viele Möglichkeiten, scheint es, als ob ihre Entwicklung und Zukunft schon von Anfang an aufgrund der Vertreibung und Staatenlosigkeit ihrer Eltern begrenzt ist.
Was kann gegen die Probleme von langanhaltenden Flüchtlingssituationen getan werden?
Die vielleicht schlimmsten Faktoren bei langanhaltenden Flüchtlingssituationen sind, dass sie von humanitären Notfällen flankiert werden, viele entwicklungsspezifische Programmkriterien nicht erfüllen und keine Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft erfahren. Es ist daher besonders wichtig, dass die Medien weiter über diese Situationen berichten, das Leben derjenigen schildern, die über Jahrzehnte hinweg als Flüchtlinge leben, und nachhaltige, langfristige Lösungen fördern. Proaktives Handeln, internationale Aufmerksamkeit sowie Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten für diese Gemeinschaften während dieses Prozesses sind ebenfalls ausschlaggebend.
In diesem Monat, in dem wir uns näher mit anhaltender Vertreibung in der Welt beschäftigen, wollen wir weiter #Solidarität mit denen beweisen, die gezwungen sind, seit Jahren oder Jahrzehnten in der Vertreibung zu leben. Wir fordern Handlungserklärungen zu diesen Krisen sowie größere Sichtbarkeit für diejenigen, die weiterhin weltweit von dieser Problematik betroffen sind.
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