Turkische Kustenwache verfolgt und verletzt Fluchtlinge auf See

Crew-Mitglieder der Seenotrettungsorganisation MOAS (Migrant Offshore Aid Station) beobachteten am Freitag, wie Mitarbeiter der Türkischen Küstenwache versuchten, ein Flüchtlingsboot auf dem Ägäischen Meer zum Kentern zu bringen. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. MOAS versorgte die Flüchtlinge und brachte sie sicher ans europäische Festland.

Pressemitteilung vom 22.03.2016

Lesbos, 22. März 2016. Am Morgen des 18. März beobachteten MOAS-Mitarbeiter an Bord des Responder-Rettungsschiffes, wie die Türkische Küstenwache ein Schlauchboot mit Flüchtlingen verfolgte und umzingelte. Zunächst stießen Mitglieder der Crew aus der Türkei von einem kleinen Boot aus mit einer Stange auf das Flüchtlingsboot ein; anschließend fuhren sie mit ihrem Schiff so nah an den Flüchtlingen vorbei, dass deren Schlauchboot ins Wanken kam (Video). MOAS brachte die verängstigten Flüchtlinge an Bord des Responders, wo Ärzte der Katastrophenschutzeinheit der italienischen Malteser (CISOM) die Verletzten medizinisch versorgten. An Bord waren 20 Männer, fünf Frauen sowie 15 Kinder.

MOAS verurteilt das Vorgehen der Türkischen Küstenwache
Das Vorgehen der Türkischen Küstenwache verstößt aus Sicht von MOAS gegen jede Such- und Rettungsnorm. Kein Manöver sollte ausgeführt werden, wenn es Menschenleben bedroht, so die Auffassung der MOAS-Mitarbeiter. „MOAS erlebt jeden Tag die harte Realität auf See. Der Zulauf an flüchtenden Menschen nimmt nicht ab, die Verzweiflung wächst. Dank der Unterstützung von Menschen aus aller Welt versuchen wir weiter, den Verlust von Leben auf See zu vermeiden“, kommentierte MOAS-Gründer Christopher Catrambone das aktuelle Geschehen. Vor dem Hintergrund des EU-Abkommens mit der Türkei sollten Regierungen nicht das Leid aus dem Blick verlieren, das viele Menschen auf die gefährliche Flucht über den Seeweg treibt, so Catrambrone.

Mehr als 1.600 Menschen in der Ägäis gerettet
Die Seenotrettungsaktion MOAS startete ihre Mission im Ägäischen Meer Mitte Dezember 2015. Seitdem haben die Einsatzkräfte bereits 1.633 Menschenleben zwischen der Türkei und Griechenland retten können. Darunter waren 591 Männer, 352 Frauen und 508 Kinder. Die Europäische Union, die NATO und nationale Küstenwachen stellen mittlerweile deutlich mehr Mittel für die Rettung von Flüchtlingen auf See bereit. Dennoch kamen in diesem Jahr bereits 354 Menschen bei dem Versuch ums Leben, über die Türkei nach Griechenland zu fliehen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) schätzt, dass in diesem Jahr bereits 143.205 Menschen das Ägäische Meer überquert haben. Aus Sicht von MOAS ist es daher notwendig, die Fluchtwege über den Seeweg weiter zu beobachten und im Notfall einzuschreiten.

„Die Welt schuldet diesen Menschen Mitgefühl“
„Wir erleben, wie ganze Familien aus Verzweiflung flüchten, um Sicherheit und Stabilität zu finden – egal, wie alt und mobil sie sind. Sie riskieren alles und geben ihre Leben in die Hände von Schmugglern – in der Hoffnung, ein neues Leben beginnen und ihren Kindern eine Zukunft ermöglichen zu können. Die Welt schuldet diesen Menschen Mitgefühl“, sagte MOAS-Direktor Martin Xuereb, ehemaliger Oberbefehlshaber der maltesischen Streitkräfte und seit 2014 Leiter des operativen Bereichs der privaten Rettungsmission.

Unter den von MOAS geretteten Menschen war etwa die 40-jährige Jesidin Mahasalah Barakateh, die gemeinsam mit ihrem Ehemann und acht Kindern aus dem Nordirak floh. Die ISIS hatte im August 2013 ihre Stadt in der Sindschar-Region überfallen. Barakateh sah zu, wie ihr Vater und weitere Angehörige ermordet wurden, weil sie sich weigerten, zum Islam überzutreten.

Keira BsharQasim, 23, floh aus der gleichen Region, nachdem ihr Dorf von der ISIS vereinnahmt worden war und sie den Tod ihrer Tante hatte miterleben müssen. Auf der Flucht von der Türkei nach Europa war sie vier Stunden lang gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Kindern auf dem Ägäischen Meer, bis MOAS sie in Sicherheit brachte. Auf demselben Schlauchboot war auch Madam Hallo, 76, und ihr 92-jähriger Ehemann. Auch sie flüchteten vor der ISIS, um in Europa Sicherheit zu finden.

Rettungsmission in der Ägäis und in Südostasien
MOAS beobachtet seit Mitte Dezember auf dem Ägäischen Meer mehrere Fluchtrouten zwischen der türkischen und griechischen Küste. In Einsätzen rund um die Uhr ist die Crew mit dem 50 Meter langen Responder unterwegs, um Flüchtlinge in Seenot zu finden, zu versorgen und sicher an Land zu bringen. Dabei werden die genauen Einsatzgebiete mit den griechischen Behörden abgestimmt.

Anfang März startete die Initiative zudem eine Mission in Südostasien, wo Tausende der muslimischen Rohingya-Minderheit aus Myanmar fliehen. Mithilfe von Drohnen beobachtet und analysiert MOAS in der Andamanensee die Fluchtbewegungen und greift in Notfällen ein, um fliehende Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Im Frühsommer will MOAS darüber hinaus ihren Such- und Rettungseinsatz im Mittelmeer wieder aufnehmen.

Hintergrund zu MOAS
MOAS ist eine privat finanzierte Nichtregierungsorganisation, die Migranten in Seenot hilft. Auslöser für die Gründung der Initiative 2014 waren verschiedene Katastrophen im Mittelmeer, bei denen Flüchtlinge in nicht seetüchtigen Wasserfahrzeugen ihr Leben lassen mussten. In den Jahren 2014 bis 2015 rettete MOAS im Mittelmeer mehr als 16.600 Menschen in Seenot. MOAS arbeitet im Mittelmeer, in der Ägäis und in Südostasien mit erfahrenen Teams aus Seeleuten sowie Such- und Rettungskräften, die mit Notfallhelfern kooperieren.

Als gemeinnützige Organisation finanziert sich MOAS komplett aus Spenden und ist für die kommenden Einsätze in der Ägäis, im Mittelmeer und in Südostasien auf weitere Unterstützung angewiesen. In 2015 konnten 91 Prozent der finanziellen Hilfe für den laufenden Betrieb der Rettungsaktionen aufgewendet werden.

www.moas.eu/de
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Für weitere Informationen oder Interviewwünsche kontaktieren Sie bitte das MOAS- Pressebüro in Deutschland:
Marleen Kort
MOAS – Migrant Offshore Aid Station

c/o Mann beißt Hund – Agentur für Kommunikation Stresemannstraße 374, 22761 Hamburg
Tel.: +49 (0)40/890 696-12 | Fax +49 (0)40/890 696-20
E-Mail: [email protected], Web: www.moas.eu/de

Video: https://www.youtube.com/watch?v=R5SR5zdDx5U&feature=youtu.be
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Spenden sind wie folgt möglich:

  • Direkt über das Spendenformular auf www.moas.eu/de/donate
  • Überweisung:
    • Empfänger: MOAS Migrant Offshore Aid Station c/o ASG
    • Bank: Hamburger Sparkasse
    • IBAN: DE48200505501002211801 / BIC: HASPDEHHXXX
    • Kontonummer: 1002211801 / BLZ: 200 505 50

Für internationale Anfragen kontaktieren Sie bitte den MOAS-Pressebeauftragten Christian Peregin unter +356 79241187 bzw. [email protected].

 

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